Clan Mc Gregor
  Culloden
 

Culloden bei Inverness, 16.April 1746, 12.00 Uhr mittags.

Eine schottische Armee von 5.000 Mann steht 9.000 englischen Soldaten gegenüber, um die wohl grausamste und blutigste Schlacht der gesamten schottischen Geschichte zu schlagen.

Um ihre Motive zu verstehen, muß man in der Geschichte bis 1603 zurückgehen. In diesem Jahr wird Jakob I., ein Sohn Maria Stuarts, König von England. Er ist der erste schottische König, der gleich-zeitig  auch die englische Krone erbt und damit die beiden verfeindeten Königshäuser zu einem großen Reich vereint. Nach seiner Regentschaft erbt sein Sohn Karl 1625 die Krone von Großbritannien.
Dessen Schwester Elisabeth heiratet Friedrich von der Pfalz. Ihre Tochter vermählt sich mit Ernst August von Hannover. Und so ent-stehen wieder zwei kronerbberechti8te Häuser, das Haus Hannover und das Haus Stewart, oder Stuart, wie es englisch geschrieben wird. Beide Häuser kämpfen gegeneinander über ein Jahrhundert lang um die Krone, bis sich eines von ihnen schließlich durchsetzen wird. Besonders deutlich wird die Rivalität im Jahre 1688. Eine Revolution, angezettelt vom Hause Hannover, erreicht, daß der regierende Stuart-König Jakob II. gestürzt wird. Sein Neffe Wilhelm wird zwar ein Jahr später zum Herrscher über Großbritannien und setzt somit die Stuart-Tradition fort, Jakob II. jedoch flieht nach Frankreich und bleibt der „Old Pretender".
Die letzte Stuart-Königin Anna stirbt schließlich 1714 kinderlos. Der Machtwechsel vollzieht sich: Das Haus Hannover übernimmt mit Georg I. die Herrschaft. Zwei Revolutionen im Jahre 1715 und 1719 seitens Jakob III., dem Sohn Jakobs II., scheitern. Er erhält den Beinamen ,,Old Chevalier".
1727 wird Georg II., der Sohn Georg I., König über Großbritannien. In seine Regierungszeit fällt die letzte Revolution der Schotten gegen den englischen Herrscher. In der Schlacht von Culloden wird sie 1746 niedergeschlagen. Danach geht Georg II. rücksichtslos gegen Schottland vor. Er läßt das ganze Land durch Zerstörung seiner Kultur, seines Clansystems und seiner Sozialstrukturierung für seine Ideologie büßen.

Drummossie Muir, Drummossie Day
A waeful day it was to me.
For there I lost my father dear.
My father dear and brethren three.
(Robert Burns)

Die Schlacht bei Culloden ist ganz eng mit einem Namen verknüpft: Prinz Charles Edward. Der Enkel James' des II. und Neffe der letzten Stuart-Königin Anne ist wohl die abenteuerlichste und romantischste Figur in der schottischen Geschichtserzählung. Kein anderer britischer Herrscher, vielleicht mit Ausnahme des legendären König Artus, wurde so sehr idealisiert. Außerdem war er, wenn auch nur für wenige Wochen, der letzte schottische Regent, den das Land anerkannte.
Prinz Charles Edward wurde am 31. Dezember 1720 in Rom, im Exil seines Großvaters und seines Vaters geboren. Er wurde von verschiedenen, auch schottischen Privatlehrern unterrichtet. Seine Stärken waren Musik - er spielte sehr gut Geige - und Sprachen. Mit zunehmendem Alter entwickelte er eine sehr charmante Art und eine Überzeugungskraft und Rhetorik, die ihm später beim Sammeln seiner Anhänger sehr hilfreich sein sollte. Das wichtigste, was er in seiner Jugend lernte, war die Liebe zu Schottland und die Überzeugung, daß er später einmal der rechtmäßige Herrscher über Schottland sein werde.

Diese Überzeugung will er verwirklichen, als er am 22. Juni 1745 von Nantes (Frankreich) aus mit zwei Schiffen, der ,,La Doutelle" und der ,,Elizabeth", in See sticht.
Am 13. Juli landet er auf der Insel Eriskay, eine der kleineren Inseln der Äußeren Hebriden. Sobald er auf schottischem Boden angelangt ist, beginnt er Anhänger seiner politischen Ziele zu sammeln. Wochenlang zieht er durch das Land, redet mit Clanoberhäuptern und überzeugt sie von dem Erfolg einer weiteren Revolution gegen die englische Fremd-herrschaft.

Als er am 19. August die Standarte der Stuarts in Glenfinnan, einem kleinen Ort im Westen Schottlands, hißt, hat er bereits eine kleine Armee von fast 2.000 Mann. Mit dieser Armee zieht er nach Süden, um London zu erobern. Auf dem ganzen Weg durch Schottland schließen sich ihm weitere Clans an.  Bereits 2.500 Mann schlagen einen Teil der englischen Armee unter Marschall Cope bei Prestonpans (in der Nähe des heutigen Edinburgh.)
ttBonnie Prince Charlie", wie Prinz Charles auch heute noch im Volks-mund genannt wird, zieht weiter nach Süden und nichts scheint ihn aufhalten zu können. Die übrige englische Armee unter dem Herzog von Cumberland, einem Sohn des Königs George, steht zu weit im Osten, als daß sie den Prinzen noch rechtzeitig vor London stoppen könnte.
Am 4. Dezember erreicht Charles die Stadt Derby, etwa 190 Kilometer nördlich von London. Und hier macht er einen entscheidenden Fehler: Er befiehlt den Rückzug. Hierfür gab es für ihn drei Gründe, die uns aus heutiger Sicht un-glaublich erscheinen:

a)    Der Prinz hatte erschreckend schlechte irische Militärberater. Diese waren sich völlig im unklaren über die Macht des schottischen Heeres. Sie wollten die Truppen mit dem in Schottland bereitstehen-den Nachschub zu einer größeren Armee zusammenführen. Zu diesem Zweck marschierte das Heer wieder in den Norden zurück.

b)    Prinz Charles war enttäuscht, daß er bis jetzt noch nicht die von ihm erwartete positive Resonanz aus der englischen Bevölkerung erhalten hatte, auf die er gehofft hatte.

c)    Er hatte einen schlecht informierten Geheimdienst, der von einer übermächtigen englischen Armee sprach. Dies war jedoch nicht der Fall. Zu dem Zeitpunkt wäre sie der schottischen weit unterlegen gewesen.

So geht Prinz Charles mit seiner Armee wieder zurück nach Schottland, schlägt bei Falkirk einen Teil der Armee Cumberlands, die sich nach Edinburgh zurückzieht. Beide Armeen sammeln neue frische Truppen, während sich die Schotten nach Inverness begeben, wo sie am 18. Februar 1746 ihr Quartier aufschlagen.

Am 16, April kommt es endlich zu der Schlacht, die alles entscheiden soll. Um 12.00 Uhr mittags stehen sich auf dem Hochmoor von Culloden (bei Inverness) 5.000 schottische und 9.000 englische Soldaten gegen-über.

Das englische Berufsheer ist gut ausgebildet und im Kampf trainiert. Während Charles im Norden die Clans um sich scharte, war es noch in Flandern stationiert, wo es mit Frankreich um Küstengebiete kämpfte. Der Nachschub aus England hatte gut funktioniert und nach der Schlacht von Falkirk war ein neues System eingeführt worden: Wenn in der Schlacht eine Linie Soldaten der Linie des Feindes gegen-überstand, griff der englische Soldat nicht sein Gegenüber an, sondern den Mann, der links von seinem Gegenüber stand. Dieses System hatte zwei Vorteile: Zum einen konnte sich der englische Soldat dabei einen gewissen Überraschungseffekt auf schottischer Seite zunutze machen, zum anderen konnte kein Kämpfer aus der Linie ausbrechen, ohne daß sein Nachbar dabei starb. Er würde also mit noch größerer Verbissenheit kämpfen müssen, als es ohnehin schon der Fall war.
Ein  weiterer Vorteil der englischen Armee war ihre Artillerie. Sie bestand aus circa 20 Drei-Pfündern und kleineren Kanonen. Für jedes Geschütz standen 6 bis 7 geübte Männer bereit, die imstande waren, jedes beliebige Ziel nach wenigen Minuten zu zerstören.
Dagegen nahm sich die schottische Artillerie geradezu lächerlich aus. Sie bestand aus 8 schwereren erbeuteten Kanonen, die jedoch auch eine genaue Bedienung erforderten. Aber gerade die Bedienungsmannschaft bestand aus ungeübten Hochland-Menschen, die sich nur sehr unzureichend mit den Geschützen auskannten. Nach Prebble, 1967, S. 81, gab die schottische Artillerie bereits schon 9 Minuten nach dem ersten Schuß keinen weiteren mehr ab.

Aber dies war nicht der einzige Nachteil, den die schottische Armee gegenüber den englischen Truppen hatte. Allein schon zahlenmäßig war sie ihnen unterlegen; die Männer waren hungrig und erschöpft. Die Nacht zuvor hätten sie nach dem kleinen Ort Nairn, nur wenige Kilometer entfernt, marschieren sollen, um die dort liegende englische Armee im Schlaf zu überraschen. Auf dem Weg dorthin wurde oft Halt gemacht, da die irischen Militärberater, allen voran Generalquartiermeister O´Sullivan, den Prinzen davon überzeugen wollten, daß das Moor von Culloden als Kriegsschauplatz besser geeignet sei.

Kurz vor Nairn konnten sie ihn überzeugen und die Armee marschierte wieder zurück nach Culloden. Dort löste sich gut ein Drittel der erschöpften Truppen auf, um sich in Inverness zu stärken. Nur der zurückgebliebene Rest von 5.000 Mann konnte deshalb gegen Mittag gegen die englische Armee kämpfen.

Ein weiterer Nachteil für die Schotten war der Boden. Der ebene Grund kam der englischen Kavallerie zugute. Die Schotten, die es gewöhnt waren, zu Fuß eine Schlacht zu schlagen, hatten daher keine Chance.
Dazu kam, daß sie kriegstechnisch weit den Engländern unterlegen waren. Außer dem Befehlshaber Lord George Murray hatten die schlechten schottischen Führungskräfte keine genauen Vorstellungen von Aufstellung und Angriff. Dieser Lord Murray versuchte noch in den letzten Tagen die üblicherweise ungeordneten Schlachtaufstellungen zu verhindern.
Dies aber gelang ihm nicht ganz. In Culloden kämpften die Clans zwar noch in Reihen, im Verlauf der Schlacht jedoch breitete sich das Chaos aus und sie verfielen in alte, abgenutzte Kampftraditionen, wie z.B. die Strategie, nur einen einzigen Schuß aus dem Gewehr abzugeben, es dann fallenzulassen, um mit dem Breitschwert weiterzukämpfen. Solche und andere Fehler machten den Engländern das Siegen leicht.

Die Schlacht selbst ist kurz. Nur eine Dreiviertelstunde dauert das Massaker. Provoziert von einem einzelnen Engländer, Lord Bury, der sich einfach in die Mitte  der beiden feindlichen Linien setzt und sich ganz ruhig seine Gegner anschaut, beginnt die schottische Artillerie den Kampf. Der erste Schuß verfehlt sein Ziel und Lord Bury reitet ruhig zu seinen eigenen Reihen zurück. Sowohl Engländer als auch Schotten spenden ihm Applaus, der sich allerdings bald mit dem Kriegsgeschrei der Clans mischt. Jeder Clan hat einen eigenen Kriegsruf zur Ermutigung und um den Feind abzuschrecken. Die englische Armee jedoch läßt sich nicht erschrecken. Minutenlang sprechen nur die Kanonen. Zuerst zerstört die englische Artillerie die schottischen Geschütze und wütet dann furchtbar in den Reihen. Die Clans sind geschockt. Aus falschem Stolz halten sie die Stellung und setzen sich dem Kugelhagel der Gegner aus. Der Chirurg Grainger,  ein englischer Soldat, berichtet später: ,,The cannon gave our men infinite spirits. (...) The thunder of our cannon was perpetual, and if they had stood much longer where they were our mattrosses would have done the business."
(zitiert nach Prebble, 1967, 5. 83)

Aber schließlich brechen die Clans los auf die gegnerischen Reihen. Die erste Angriffswelle schafft es kaum so weit. Entweder werden sie von englischen Kugeln getroffen oder sie ziehen sich wieder zurück. Die wenigen, die durch den Kugelhagel kommen, werden mit Bayonetten erstochen.

Die zweite Angriffswelle wird von den Zurückstürmenden aufgehalten und erlebt das selbe Schicksal.

Eine dritte Welle gibt es nicht mehr. Kurze Zeit wird noch in losen Verbänden gekämpft, aber endlich fliehen die Schotten doch. Nach 45 Minuten ist alles vorbei. Der Sieg der englischen Truppen ist vollständig. Nur 50 Engländer, jedoch 1.200 Schotten lassen bei der Schlacht ihr Leben. Die Armee von Prinz Charles hat unzählige Verwundete, Cumberlands Truppen nur wenige. Die verwundeten Schotten, die auf dem Schlachtfeld liegen, läßt Cumberland ausnahmslos erschießen. Diese Grausamkeit trägt ihm den Beinamen ,,The Butcher", der Schlächter, ein.

Nach Culloden lösen sich die Überreste der schottischen Armee auf und kehren zurück in ihre Berge und Dörfer. ,,Bonnie Prince Charlie" kann nach einer abenteuerlichen Flucht über Frankreich entkommen und stirbt mit 68 Jahren als Alkoholiker in Rom.

Der letzte Kampf um schottische Selbstbestimmung und das letzte Kapitel freier schottischer Geschichte ist damit vorbei.

Nach der Schlacht von Culloden wollte König George II. an Schottland ein Exempel statuieren. Nie wieder sollte sich das Land gegen die englische Fremdherrschaft erheben können. Dazu ließ er alte Traditionen brechen, die Kultur der Highlands zerstören und das Clansystem ändern. Die größten Veränderungen gab es in der Kultur, die darauf zielten, das schottische Volk zu demütigen und völlig unter die englische Kontrolle zu bringen.

Die phiob-mhor (große Pfeife), der Dudelsack, wurde 1747 durch den Act of Proscription, ein königliches Edikt, verboten. Dies hatte im wesentlichen zwei Gründe. Ein Grund war die Demütigung der Schotten. Die Menschen in den Highlands lebten und starben mit diesem nationalen Musikinstrument. Es wurde damit Festmusik gemacht, man benutzte es zum Wecken und in den Häusern der Clanoberhäupter durfte man nicht eher zu Mittag und Abend essen, bevor nicht der stammeseigene Pfeifer einmal musizierend um das Haus herumgewandert war. (In einigen schottischen Burgen, wie z.B. Dunvegan Castle auf Skye oder Blair Castle in Blair Atholl ist dies auch heute noch als Touristenattraktion der Fall). Der zweite Grund war, daß der Dudelsack wirklich als Waffe galt und als solche unter die Bestimmungen des Ediktes der Entwaffnung von 1746 fiel. Jeder Clan hatte einen oder mehrere eigene Pfeifer. Der Klang, den ein solches Musikinstrument von sich geben kann, sollte im Kampf die eigenen Männer ermutigen und den Feind, der den ungewohnten Lärm nicht kannte, einschüchtern.

Dieses Verbot des Dudelsacks bedeutete Arbeitslosigkeit für über 1000 Pfeifer in Schottland. Nicht nur die claneigenen Dudelsackpieler, sondern auch über 300 fahrende Musikanten verloren so ihre Ernährungsgrundlage. Ganze Familien, wie die berühmteste Dudelsacklehrerfamilie der McCrimmons auf Skye, in denen die Kunst des Spielens von einer Generation zur nächsten weitervererbt wurde, mußten heimlich unter-richten, um leben zu können.
Das Verbot betraf auch ein anderes Musikinstrument, das zum ersten Mal bereits 1188 urkundlich erwähnt wurde: die Fidel (Gälisch: An Fhidheall), eine Art Geige, wie sie auch von der irischen Folk-Music her bekannt ist. Bereits Prinz Charles soll 1745 nach dem ,,Strathspey Menuett", einem Stück, geschrieben für die Fidel, getanzt haben. Dieses Stück soll der auch heute noch weit über die Grenzen Schottlands bekannte Fiddler Niel Gow (1727 - 1807) gespielt haben. Aber erst in der zweiten Hälfte des 18.    Jahrhunderts begann mit dem Musikant William Marshall (1748 - 1833) das ,,Goldene Zeitalter" der Fidel.
Ein weiteres Instrument, das schon seit dem 15. Jahrhundert als Kriegsinstrument galt, verschwand Mitte des 18. Jahrhunderts: die Harfe (clarsach). Noch heute sind sich die Wissenschaftler nicht einig darüber, ob dies als Folge der Revolution geschah. Sicher ist aber, daß mehrere berühmte Harfner nach der Schlacht von Culloden in englischen Gefängnissen gestorben sind, wie Alexander Grant, der Vierte von Sheugly in Glenurquhart.

Eine weitere Veränderung in der Musik betraf schottisch-gälische Lieder. Nach Thomson, 1983, 5. 209, kann man sie in 5 Gruppen aufteilen:

-      Lieder zur Muße (z.B. Tanzlieder)

-    Lieder beim Arbeiten

-    Liebeslieder

-    Heldenlieder, vertonte Sagen

- Lieder für Stammesoberhäupter

Die letzten beiden Gruppen wurden von der englischen Verwaltung verboten. Generell wurde im Bereich der Musik zwar vieles verboten, jedoch nur wenig kontrolliert. Kaum an die 50 Personen wurden in die Gefängnisse von Edinburgh, Inverness oder Fort William gebracht, weil sie das falsche Lied sangen. Aber diese Verbote erfüllten den gewünschten Zweck der englischen Regierung, nämlich das schottische Volk zu demütigen.

Wenn man über das künstlerische Leben in den Highlands im 18. Jahr-hundert schreibt, sollte man auch die Malerei nicht vergessen. Typisch schottisch-gälischen Stil in der Malerei gab es nicht. Jahrhunderte lang wurden größtenteils Portraits der regierenden Könige gemalt. Besonders während der Regentschaft von Prinz Charles war er ein beliebtes Modell. Nach der Schlacht von Culloden wurden alle Portraits des Prinzen verboten. Jetzt wurden größtenteils Landschaftsbilder gemalt, die englische und europäische Einflüsse aufwiesen. Zugleich entstand die Technik des Vexierportraits, die in den Jahren 1746-60 in Schottland vorherrschte. Dies waren Bilder, auf denen lediglich wirre Linien und Farbtupfer zu erkennen waren. Stellte man jedoch eine Vase in einem bestimmten Abstand zu diesem Bild auf, so spiegelte sich darin das Bild und man erkannte das Portrait von Prinz Charles. Kam eine englische Hausdurchsuchung, so nahm man die Vase einfach fort und die Soldaten zogen, ohne etwas beschlagnahmen zu können, davon. Diese Technik wurde lange Zeit von den Engländern nicht entdeckt, kam aber mit abnehmender Häufigkeit der Durchsuchungen aus der Mode.
Weiterhin ließ König George II. eine Gesellschaft zur Christianisierung in Schottland bilden, die Society in Scotland for Propagating Christian Knowledge (SSPCK). Diese Gesellschaft hatte in allererster Linie die Aufgabe, Schulen zu gründen und den Schotten den anglikanischen Glauben zu lehren. Anfangs scheiterte dies an ihrer Unkenntnis der gälischen Sprache. Um diese Schwierigkeiten zu beseitigen, ließ die SSPCK nordirische Priester in den Schulen unterrichten, deren Sprache dem schottischen Gälisch ähnlich war und die sich darin besser zurechtfinden konnten, als die Engländer, deren Sprache mit der schottischen nur wenig Gemeinsames hatte.
Um Schottland die englische Sprache näherzubringen, wurde in den Schulen der SSPCK neben Religion, Lesen und Schreiben auch Englisch gelehrt. Englisch wurde soweit das noch nicht geschehen war, Amtssprache. Auf dieses Programm von George II. ist es zurückzuführen, daß heute in Schottland nur noch 2 % der Bevölkerung gälisch spricht.
Mit den SSPCK-Schulen hatte die englische Regierung nun auch die Erziehung des schottischen Nachwuchses in der Hand. Früher wurde ein Sohn eines ,,Chiefs", eines Clanoberhauptes, von diesem selbst oder von Privatlehrern erzogen. Der Vater konnte seinem Sprößling das traditionelle Gedankengut der Stuarts überliefern und ihn zu einem Gegner Englands machen. In den SSPCK-Schulen wurde man jetzt im Sinne der anglikanischen Lehrpläne erzogen. Potentielle Regimekritiker wurden so zu Anhängern der hannoveranischen Politik. Zwar bestand noch keine Schulpflicht in Schottland, aber wollte ein Clanoberhaupt nicht als regierungsfeindlich gelten und sich damit der Gefahr aussetzen, enteignet zu werden, schickte er seinen Sohn auf eine solche Schule.
10 Prozent der Bevölkerung bestand aus Clanoberhäuptern, die nicht arbeiteten, und Menschen, die u.a. mit Keramik, Holzschnitzereien, Wolle oder Waffen handelten. Nach der Revolution erlebte besonders die Wollverarbeitung ihre Blütezeit und dies ist auch bis heute so geblieben. Es wurden Schafe aus England eingeführt. Mehr und mehr Menschen beschäftigten sich mit Weben und Spinnen. Fast 95 % aller Frauen ergriffen diese Berufe, angelockt von den hohen Verdienstmöglichkeiten.

Waffenschmiede waren auch schon vor der Revolution meist südlich der Highlands angesiedelt und wurden sehr bald von der englischen Regierung kontrolliert.  Mit dem sogenannten Disarming Act 1746 wurde ein Waffenverbot in Schottland erlassen. Die wenigen Waffenschmiede, die im Norden lebten, wie der Pistolenmacher Hector Mc Neill,  verloren dadurch ihre Arbeit oder wurden von der Regierung übernommen und siedelten nach London oder Edinburgh um.
Eine für die Schotten einschneidende Veränderung gab es hinsichtlich der Kleidung. Im wesentlichen bestand diese bei der Frau aus einem einfachen weißen Wollkleid und einer Art Sandalen. Der Mann trug den Tartan, einen etwa 3 - 5 m langen karierten Stück Wollstoff, ca. einen Meter breit, der um Schultern, Oberkörper und Hüften gewickelt wurde, dazu lange Wollsocken und Schuhe. Der untere Teil des Tartans wurde zu einer Art Rock, dem ,,kilt" gewickelt, der kurz über dem Knie endete. Das Muster des Tartans war oft, aber nicht immer, an den Clan gebunden und zeigte damit die Zugehörigkeit zu diesem an. Im Kampf wurde der Tartan abgelegt. Man kämpfte nur noch mit dem kürzeren ,,kilt" weiter.

Mit dem königlichen Beschluß vom 1.8.1747 wurden  sowohl Tartan als auch Kilt verboten. Angeblich verführte die „uniformähnliche Kleidung zu einem Gemeinschaftsgeist"
Eine gute Begründung für das Verbot des Kilts lieferte der schottische Landbesitzer Duncan Forbes:
,,The Garb is certainly very loose, and fits Men (...) to make very quick Marches (...)  to wade through Rivers and shelter in huts, woods, and rocks upon occasions; which men dressed in Low Country garb could not possibly endure. (Nach Prebble, 1967, S. 310). Mit ,,Low Country Garb" sind hier die ,,breeches" gemeint, eine Art Kniebundhose, die in den Lowlands getragen wurden.

Dieser lächerliche Versuch einer Begründung für das Verbot zeigt deutlich, daß dies eine Schikanemaßnahme war. Das Verbot galt für alle Schotten mit Ausnahme derjenigen, die in der englischen Armee dienten. 1782 wurde das Kiltverbot wieder aufgehoben, da das schottische Volk wegen solcher Maßnahmen unruhig wurde und die englische Regierung einen erneuten Aufstand befürchtete.

Eine einschneidende Veränderung der schottischen Kultur erfolgte durch die Zerstörung des Clansystems.

„A Highland Clan is a set of men all bearing the same sirname, and believing themselves to be related the one to the other, and to be descendend from the same common stock." (Duncan Forbes, zitiert nach Prebble, 1967, S. 34).
Diese Clans hatten ihren eigenen Ehrenkodex und ihren Stolz. Das Oberhaupt eines Clans konnte über Leben und Tod der Mitglieder entscheiden.
Mehrere Oberhäupter bildeten einen gefährlichen Gegenpol zu der englischen Herrschaft in Schottland, den es zu zerschlagen galt. Dies erreichten George II. und sein Nachfolger, George III., indem sie ihnen positiv gesinnte Oberhäupter zu ,,landlords" machten und Jakobiter enteigneten und zwangen auszuwandern. Die Söhne dieser ,,Chiefs" wurden auf englische Universitäten oder SSPCK-Schulen geschickt.

So hatte das schottische Volk keine Führer mehr und einer weiteren Revolution war vorgebeugt.
 
Wenn man von Culloden spricht, erwähnt man oft im selben Atemzug die sogenannten ,,Highland Clearances", die Entvölkerung der Highlands, die sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts abspielte und deren Auswirkungen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts und teilweise sogar bis heute reichen. Im Volksmund ist heutzutage der Glaube weit verbreitet, daß die ,,Clearances" eine grausame politische Rache der Engländer für Culloden gewesen seien. 

Die englische Regierung setzte sogenannte ,,landlords“ zur Verwaltung der Highlands ein. Der Begriff 'landlord' läßt sich wohl am besten mit dem heutigen ,,Landrat" übersetzen.

Diese Landräte, sowohl eingesetzte Engländer als auch ehemalige Clanoberhäupter, hatten die Aufgabe, durch Ausbeutung des Landes dem Staat dringend benötigte Gelder zu liefern,  Dazu erhielten sie von England unumschränkte Macht. Die Landräte führten diese Aufgabe rücksichtslos durch.

Sie unterteilten die Highlands in ein Farmsystem mit Pächtern, Unterpächtern und Kleinbauern mit nur wenigen Quadratkilometern Land, die zu ,,Crofters" wurden (einem Ausdruck für einen armen Bauern). Die Pächter mußten den Landräten einen hohen Pachtzins zahlen, beuteten dafür ihre Unterpächter aus, die sich wiederum von ihren Untergebenen die benötigten Gelder holten. So trugen die Crofter schließlich die ganze Last der Pacht und waren demzufolge die Ärmsten des Landes.
Vor Culloden verteilten die Stammesoberhäupter ihre Ländereien an verwandte Bauern. Als Gegenleistung hatten sie im Frieden eine Miete zu zahlen, im Kriegsfall kämpften sie für das Oberhaupt Wenn man nicht bezahlen konnte, wurde man von den anderen unterstützt, da man ja auch meist miteinander verwandt war, oder der ,,Chief" setzte die Miete aus, bis man wieder zahlen konnte.

Erst  als gegen Mitte des 19. Jahrhunderts auch die englische Bevölkerung durch Berichte in Zeitungen von der Grausamkeit der Landräte erfuhr, konnten die Pächter unterstützt werden und die Zahl der Aufstände nahm zu. Dies führte 1882 zu dem sogenannten ,,Krieg der Crofter“, einer Kette von Bauernaufständen überall in Schottland. Schließlich ließ 1884 Königin Victoria die Napier-Kommission erstellen, die die Zustände in den Highlands überprüfen sollte. Deren umfangreicher Bericht lieferte eine genaue Schilderung der Lage der Pächter in Schottland. Es folgten die Crofter's Acts, die schließlich der Macht der Landräte und damit der Armut der Bauern ein Ende setzen


Dieser Text enstammt im grössten Teil von einem Text den ich mir vor längerem mal runtergeladen habe.
Leider ist mir der Name der Seite entfallen.

EDIT VON CAILIN: Ich würde sagen, es stammt von dieser Seite www.eigene-welten.de/text/culloden.html

 
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